DIAGNOSTIK
Gerade aufgrund der unspezifischen Symptomatik und dem vergleichsweise jungen Alter der Betroffenen ist bei Verdacht auf FTD eine ausführliche Demenzdiagnostik unerlässlich. Diese wird in Deutschland zum einen von Neurolog:innen und Psychiater:innen abgedeckt, darüber hinaus gibt es zahlreiche spezialisierte Gedächtnisambulanzen. Eine Übersicht finden Sie beispielsweise auf der Internetseite des Vereins Deutsches Netzwerk Gedächtnisambulanzen (DGN) [1].
Ihr Hausarzt bzw. Ihre Hausärztin ist in der Regel Ihre erste Anlaufstelle. Lassen Sie sich bitte von dort an die entsprechenden Stellen überweisen.
Eine Diagnose wird nach folgenden Untersuchungen gestellt:
-
Anamnesegespräch:
Abfrage der Symptome, des Verlaufs, der medizinischen Vorgeschichte und möglicher familiärer Häufungen von Demenzerkrankungen. Der Einbezug der Angehörigen ist dabei besonders wichtig, da die Betroffenen selbst die Veränderungen oft nicht in vollem Umfang wahrnehmen.
-
Neurologische und körperliche Untersuchung:
ermöglicht einen allgemeinen Überblick über den Gesundheitszustand einschließlich Funktionen des Nervensystems, Motorik und Muskelkraft, Sensibilität, Koordination, Kreislaufsystem.
-
Ausführliche neuropsychologische Untersuchung:
Hier werden verschiedene Bereiche der geistigen Leistungsfähigkeit, wie dem Langzeitgedächtnis, dem Kurzzeitgedächtnis, der Aufmerksamkeit, der planerischen Fähigkeiten und der Sprache, detailliert überprüft. (Kurztests wie der Uhrentest oder dem Mini Mental Status Test (MMST) reichen in der Regel nicht aus). Die Ergebnisse werden mit Personen gleichen Alters und Bildungsstands verglichen und auf Auffälligkeiten geprüft.
-
Blutuntersuchung:
dient dem Ausschluss reversibler Ursachen wie etwa Vitaminmangel, Schilddrüsenstörungen oder Infektionen.
-
Untersuchung des Nervenwassers („Liquorpunktion“ oder auch „Lumbalpunktion“):
dient ebenfalls dem Ausschluss beispielsweise von Entzündungsprozessen, aber auch der Messung von Proteinen, welche auf eine Alzheimer-Demenz hinweisen können. Diese Lumbalpunktion ist von unschätzbarem Wert in der Demenzdiagnostik, wird dennoch immer wieder von Patient:innen abgelehnt, weil die Vorstellung, dass eine Nadel in den Rückenmarkskanal eingeführt wird, vielen Menschen Angst macht. Sprechen Sie mit Ihrem:Ihrer Ärzt:in. Er:sie kann Ihnen helfen, Ihre Ängste zu lindern.
-
Bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomografie (MRT) oder die Positronenemissionstomografie (PET):
MRT-Aufnahmen werden genutzt, um detaillierte Bilder des Gehirns zu erstellen und so Veränderungen sichtbar zu machen, wie z. B. den Verlust von Nervenzellen, Durchblutungsstörungen oder strukturelle Anomalien. Bei fortschreitenden Demenzerkrankungen wie der frontotemporalen Demenz wird der Nervenzellverlust dadurch ersichtlich, dass bestimmte Hirnregionen „schrumpfen“. Flüssigkeitsgefüllte Bereiche ohne Hirnmasse nehmen durch die Erkrankung mehr und mehr Raum ein und können in MRT-Aufnahmen gut dargestellt werden. Die Positronenemissionstomografie (PET) wird hier genutzt, um Stoffwechselvorgänge im Gehirn bildlich darzustellen. Sie kann zeigen, wie aktiv bestimmte Hirnregionen arbeiten, indem sie den Verbrauch von Zucker misst (die sogenannte FDG-PET). Gerade bei einem Verdacht auf FTD kann diese Untersuchung besonders wertvoll sein.
-
Genetische Untersuchung:
Ca. 20% der FTD-Fälle sind genetisch bedingt. Daher kann eine genetische Untersuchung sinnvoll sein. Dafür erfolgt zuerst eine ausführliche humangenetische Beratung zum Für und Wider einer solchen Untersuchung, bevor dann eine Blutprobe im Labor auf bestimmte genetische Veränderungen (Mutationen) untersucht wird.
Sind alle notwendigen Untersuchungen durchgeführt, trägt der behandelnde Arzt bzw. die behandelnde Ärztin alle Ergebnisse zusammen und stellt am Ende – mit einem gewissen Grad an Sicherheit – eine Diagnose. Da eine hirnbedingte Demenz per Definition fortschreitend ist, kann es notwendig sein, bestimmte Untersuchungen nach einem gewissen Zeitraum (in der Regel sechs bis zwölf Monate) zu wiederholen, um den Fortschritt der Erkrankung zu beurteilen und die Diagnose anhand dieses Kriteriums zu bestätigen.
[1] https://deutschesnetzwerkgedachtnisambulanzen.clubdesk.com